Krafft

(von Ulm, Schreiber), Patrizierfamilie

Autor: Hans-Peter Köpf

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1294-1443 in Augsburg nachweisbar. Bis heute blühendes Ulmer Patriziergeschlecht (Krafft von Dellmensingen). Seit dem frü­hen 12. Jahrhundert als Edelfreie ’von Ulm’ bezeugt und wegen Tätigkeit in der Reichskanzlei im 13. Jahrhundert vorübergehend ’Schreiber’ genannt, erhielt es schließlich den Namen des Stammvaters Krafft († 1298). Dessen jüngerer Bruder Ott († 1311?) wird in Ulm nur bis 1285 erwähnt, dann 1294 erstmals in Augsburg, als Tochtermann des Konrad Langenmantel (I). Später erscheint er hier unter allen drei Beinamen. 1306 wurde er zum Stadtpfleger gewählt; bis 1311 ist er als Ratsherr bezeugt. In seinem Siegel führte er den Schrägbalken der Ulmer Krafft; seine Nachkommen erscheinen zumeist als Krafft, einige möglicherweise auch als ’Ulmer’. Schon seine Söhne konnten die politische Stellung nicht halten. Konrad († 1364/65), 1321 noch Steuermeister, ist bis 1364 als Besitzer des Hauses Leonhardsberg 2 (Lit. C 29, ’Goldene Gans’) fassbar. Der andere Sohn ’Chraft’ († 1343/46), in Ulm ’von Augsburg’ genannt, verkaufte 1339 und 1341 dem Ulmer Spital Güter zwischen Ulm und Günzburg und 1342 seinem Schwiegervater Konrad Dachs Besitz in Wollishausen. Der wohl älteste, offenbar in Ulm aufgewachsene Sohn Ott erhielt 1313 Augsburger Bürgerrecht, ist aber nach 1315 nicht mehr bezeugt. Er dürfte der Vater des 1346-1390 erwähnten Goldschmieds Ott Krafft sein. Sicher verfolgen lassen sich nur Nachkommen Konrads. Nach dem frühen Tod des Sohnes Johann († 1364/65) übernahm der Enkel Liuprecht († 1396/97) das Haus am Leonhardsberg. Bei dessen bis 1443 nachweisbarem Sohn Konrad wird der soziale Abstieg dann greifbar. Er führte zwar noch ein Siegel, war aber fast vermögenslos und auf die Einkünfte seines Weinkosteramtes angewiesen. Vielleicht ein Enkel ’Chrafts’ war Claus Krafft, der 1399/1400 – offenbar als Landadeliger – einen Anteil an Wolbach besaß, vor 1418 aber noch Augsburger Bürger wurde. Nach Einführung der Zunftverfassung sind die Krafft als Patrizier nicht mehr nachweisbar.

Literatur:

Eduard Zimmermann, Augsburger Zeichen und Wappen, 1970, 1297, 2854

Hans Peter Köpf, Lutz Krafft, der Münstergründer, in: 600 Jahre Ulmer Münster, 1977, 9-58

Ders., Von Dellmensingen, ein Adelsname, in: Dellmensingen, 1992, bes. 61-94.