Kipper und Wipper
Autor: Georg Abröll
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- Die Zeit der Kipper (Kippen der Geldwaagschale, oder: Kappen, Beschneiden von Münzen) und Wipper (Wippen der Geldwaage, Wiegen von Geld) hatte ihren Höhepunkt etwa 1618-1623. Bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg waren die Silbermünzen einerseits aus Gewinnsucht, andererseits aus einem gestiegenen Bedarf an diesem Edelmetall heraus ihrem Silbergehalt nach zunehmend minderwertiger ausgeprägt bzw. vollwertige Stücke an den Rändern beschnitten worden. Das gute Geld wurde gehortet und verschwand so aus dem Zahlungsverkehr, das schlechtere bestimmte den Markt, trieb jedoch wegen seiner mangelnden Qualität die Preise immer weiter in die Höhe. Auch Augsburg blieb von dieser Verschlechterung nicht verschont. Spekulanten kauften in Augsburg und Umgebung das Getreide mit großen Summen schlechten Geldes auf und verschoben es in die Schweiz. Um eine drohende Hungersnot in der Stadt abzuwenden, war der Magistrat gezwungen, Getreide zu jedem Preis zu kaufen. Um dem Unwesen entgegenzusteuern, zumal auch die Steuergelder in Kippermünzen eingingen, ließ Augsburg u. a. eigene, bessere Münzen zu 6, 15 und 30 Kreuzer prägen; der gute Taler durfte mit höchstens 10 Gulden bewertet werden. Am 8.10.1622 schließlich führte der Magistrat einen Zwangskurs, eine Münzentwertung (’Müntz-Devalvation’), ein. Der Reichstaler sollte nur noch 5 Gulden gelten; für die Waren wurden Höchstpreise festgesetzt.
Literatur:
Fritz Redlich, Die deutsche Inflation des frühen 17. Jahrhunderts in der zeitgenössischen Literatur, 1972
J. Herz, Das Tagebuch des Augsburger Arztes und Stadtphysikus Dr. Philipp Hoechstetter 1579-1635, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 70 (1976), 180-224
Richard Gaettens, Geschichte der Inflationen, 1982, 74-99
Georg Josef Abröll, Beiträge zur Geldgeschichte im Landkreis Augsburg, 1989, 49-67.