Hübner

Jacob, * 20.6.1761 Augsburg, † 13.9. 1826 ebenda, Naturforscher (Lepidopterologe), Kupferstecher

Autor: Dr. Eberhard Pfeuffer

Stand/Quelle/Datum: 1.4.2010

  • Fünftes Kind des Taglöhners („Habnits“) und späteren Ratsherrnbediensteten Johann Georg Hübner. Besuchte ab 1777 die Zeichnungsschule St. Anna. 1778-1780 absolvierte er eine Lehre im Radieren und Formstechen als Vorraussetzung für seinen späteren Beruf als Modelschneider und Musterzeichner in der Kattunfabrik von Anton Christoph Gignoux. Hübner arbeitete sich sehr früh als Autodidakt in die Schmetterlingskunde (Lepidopterologie) ein. Für seinen Werdegang vom Stoffmusterzeichner zum international anerkannten Wissenschaftler dürften neben seiner Begabung als Kupferstecher und der Unterstützung durch seinen Arbeitgeber folgende Voraussetzungen wesentlich gewesen sein: Hübner hatte freien Zugang zur Bibliothek von Joseph Paul Ritter von Cobres. Wesentliche Impulse für seine Forschungen erhielt er von dem bedeutenden Wiener Lepidopterologen Ignaz Schiffermüller, mit dem er seit seinem Aufenthalt in Wien im Jahr 1788 in lebenslanger freundschaftlicher Verbindung stand. Zudem waren die Lech- und Wertachauen für einen Entomologen zu Lebzeiten Hübners dank ihres Artenreichtums ein geradezu unerschöpfliches Forschungsfeld.

    Die wichtigsten Werke Hübners sind: Abbildungen und Beschreibungen noch nicht abgebildeter und noch unbeschriebener Schmetterlinge mit illuminierten Kupfern (1785); Geschichte europäischer Schmetterlinge (500 Tafeln mit 734 Arten; 1793-1842); Sammlung europäischer Schmetterlinge (789 Tafeln mit 2627 Arten; 1796-1838); Sammlung exotischer Schmetterlinge (663 Tafeln mit 971 Arten; 1806-1838) – die vorstehenden drei Werke wurden nach Hübners Tod durch Carl Geyer und Gottlieb August Herrich-Schäffer ergänzt; Tentamen (1806); Systematisch-alphabetisches Verzeichnis aller bisher bey den Fürbildungen zur Sammlung europäischer Schmetterlinge angegebenen Gattungsbenennungen; mit Vormerkung auch augsburgischer Gattungen (1822).

    Jacob Hübners Bedeutung als Illustrator und Wissenschaftler wurde bereits zu seinen Lebzeiten allgemein anerkannt. Hübner gilt nicht nur als Erstbeschreiber vieler Tag- und Nachtfalterarten. Er hat auch den Grundstock für eine Klassifizierung von Schmetterlingen erarbeitet. Sein Werk, das bezüglich Umfang und Qualität der Illustration einzigartig blieb, verkörpert geradezu das Ringen des 18. und 19. Jahrhunderts um eine Systematik der Arten. Jacob Hübner zählt zusammen mit Christian Friedrich Freyer und den Illustratoren des Werkes ‚Unterhaltungen aus der Naturgeschichte’ von Gottlieb Tobias Wilhelm zu den letzten bedeutenden Kupferstechern Augsburgs. Seinen Nachlass verwaltet die Royal Entomological Society of London in London. 
  • Hübner-Straße (1953, Bahnhof- und Bismarckviertel, Amtlicher Stadtplan I 9).

Literatur:

Francis Hemming, A Bibliographical and Systematic Account of the Entomological Works of Jacob Hübner, 2 Bde., 1937

Neue deutsche Biographie 9, 1972, 720 f.

Fischer, H., Jacob Hübner, in: Lebensbilder aus Bayerischen Schwaben 11, 1976, 163-186

Hermann Oblinger, Jacob Hübner, in: Gelehrtes Schwaben, 1990, 109-110

Helmut Gier, Buchdruck und Verlagswesen in Augsburg vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende der Reichsstadt, in: Augsburger Buchdruck und Verlagswesen, 1997, S. 515

Eberhard Pfeuffer, Jacob Hübner, in: Von der Natur fasziniert ... Frühe Augsburger Naturforscher und ihre Bilder, 2003, 34-83

Ders., Vorwort, in: Geschichte europäischer Schmetterlinge (CD-ROM), 2003

Edith Seidl / Helmut Zäh, Die zeitgenössischen Biographien des Augsburger Schmetterlingsforschers Jacob Hübner (1761-1826) von Carl Geyer, Joseph von Ahorner und Christian Freyer, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 101 (2007), 189-218.

Jacob Hübner