Hösslin

(Hößlin, Hoesslin, Hoeßlin), Patrizierfamilie

Autoren: Günther Grünsteudel, Dr. Martha Schad

Stand/Quelle/Datum: 24.6.2013

  • Eine genealogische Verbindung zwischen den frühen Augsburger Trä­gern dieses Namens und den aus Lindau zugewanderten Hösslin konnte bislang nicht nachgewiesen werden. Der Goldschmied Bartholomäus Hösslin (* 24.7.1659 Lindau, † 1.12.1704 Augsburg) heiratete 1687 Maria Jakobine Rad und zog 1688 nach Augsburg. 1690 gründete er mit seinem Schwiegervater Christoph Rad das Handelshaus ’Rad & Hösslin’, das bald darauf an den Messeplätzen Frankfurt und Leipzig nachweisbar ist und die europäischen Fürstenhöfe mit Augsburger Silber- und Goldschmiedearbeiten belieferte, neben dem Fernhandel aber auch im Bankgeschäft tätig war. Kammer- und Hofjuwelier des Wiener Kaiserhofs. 1697 Nobilitierung und Aufnahme ins Patriziat. Ab 1710 wurde die Firma von Christoph (II) von Rad und Bartholomäus’ Sohn Philipp Albrecht Balthasar (* 2.9.1690 Augsburg, † 1750 Augsburg) weitergeführt, seit 1716 verheiratet mit Sabina Barbara von Schnurbein; kaiserlicher Kämmerer und Hofjuwelier, seit 1714 Armeelieferant. Ein wichtiger Auftraggeber war der sächsische König August der Starke. 1731 kam König Friedrich Wilhelm I. von Preußen mit Kronprinz Friedrich selbst nach Augsburg, um einen Großauftrag für Tafelsilber über 782.361 fl zu erteilen. 1737 mit Bartholomäus Falck aus Lindau Handelsdirektor von ’Rad & Hösslin’ in Wien; Gründung der Firma ’Hösslin & Falck’, die bis um 1750 bestand. Auch Philipp Albrechts Nachkommen blieben Handel und Bankwesen verbunden. Niederlassungen u. a. in Venedig, Triest, Wien, Dresden, Leipzig, Warschau und St. Petersburg. Weitere bekannte Familienmitglieder: Sebastian Andreas Balthasar (* 1759, † 1845), 1806-1832 Stadtbaurat in Augsburg, Konstantin Alexander Balthasar (* 1844, † 1920), Präsident der Verfassunggebenden Versammlung von Griechenland, der 1910 die bis heute gültige griechische Verfassung entwarf, der Maler George Karl Balthasar (* 1851, † 1923) und der Dirigent und Komponist Franz Balthasar von Hösslin (* 1885, † 1946); Roland Balthasar von Hösslin (* 1915, † 1944) wurde als Widerstandskämpfer vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Heute leben Mitglieder der Familie u. a. auch in Griechenland und in Südafrika.
  • Von-Hoesslin-Straße (1973, Rechts der Wertach, Amtlicher Stadtplan I 7; zuvor: Angerstraße); sie erinnert an Prof. Dr. med. Heinrich von Hösslin (* 1878 München, † 1955 ebenda) und seine Frau Emma, geb. Maier (* 1884 München, † 1968 Augsburg), die 1961 die Heinrich-und-Emma- von-Hössling'sche Stiftung ins Leben rief. Emma von Hösslin hatte bereits 1955 eine Stiftung für die Wiederherstellung der Deckengemälde des kriegszerstörten Goldenen Saals errichtet.

Literatur:

Paul von Stetten, Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichsstadt Augsburg, 1762, 330

Anton Mayr, Die großen Augsburger Vermögen 1618 bis 1717, 1931

Sylvia Rathke-Köhl, Geschichte des Augsburger Goldschmiedegewerbes vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, 1964

Wolfgang Zorn, Handels- und Industriegeschichte Bayerisch-Schwabens 1648-1870, 1961

Neue deutsche Biographie 9, 1972, 369 f.

Architektur des 19. Jahrhunderts in Augsburg, 1979, 14-18, 55

August von Kageneck, Zwischen Eid und Gewissen, 1991

Hartmut von Hösslin, Hösslin - Daten aus 5 Jahrhunderten, 1997.