Höslin

Weber- und Kaufmannsfamilie

Autor: Dr. Peter Geffcken

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1380 bis ins 16. Jahrhundert in Augsburg nachweisbar; Kaufleutestube (belegt 1544). Die Brü­der Konrad († 1417/18), Magg (Marquard, † 1414/15) und Ulrich (I) Höslin († 1415/16) zählten um die Wende zum 15. Jahrhundert zu den bedeutendsten weberzünftigen Kaufleuten. Magg wurde 1384 geächtetet, konnte aber wenige Jahre später wieder nach Augsburg zurücckehren. Der Aufenthalt in der Fremde vermittelte offensichtlich nützliche Kontakte. Als einer der ersten Augsburger ist er 1395 auf der Frankfurter Messe als Barchenthändler nachweisbar. In 15 Jahren stieg sein Anschlagvermögen von 450 fl (1398) auf 3960 fl (1413; 23. Stelle). Er starb ohne Nachkommen. 1415 dotierte seine Witwe Anna mit 360 fl vier Gottberate (Gottberatbuch) im Heilig-Geist-Spital. Die von ihm verfügte Stiftung einer Kapelle ’hinter der Vicarier capell’ in St. Moritz wurde 1416 von seinem Bruder Konrad und dem Vetter Ulrich (II, † 1419/20) ausgeführt. Allein die Fundierung der Vikarierpfründe erforderte ca. 900 fl. Eine Handelsgesellschaft ist bislang nicht belegt, jedoch ist erkennbar, dass Magg eng mit seinem Bruder Konrad zusammengearbeitet haben muss. Dessen Anschlagvermögen stieg von 1271 fl (1396; 68. Stelle) auf 3737 fl (1413; 24. Stelle). Auch für ihn sind Verbindungen nach Frankfurt bezeugt: 1406 ließ die Stadt Augsburg eine auf der Herbstmesse fällige Schuld durch Konrad Höslin begleichen. Geschäftlich von Vorteil war wohl auch sein politischer Einfluss. Seit Beginn des 15. Jahrhunderts als Ratsmitglied bezeugt, zählte Konrad als Baumeister und Dreizehner zwischen 1406-1414 zum engeren Führungszirkel. Da sein einziger Sohn Johann († 1406/07) vor ihm starb, entwickelte auch er karitative Aktivitäten. Nach einem Ewiglicht bei St. Stephan (1411) stiftete er 1412 für 360 fl vier Gottberate ins Spital. Wohl der Großteil seines Vermögens fiel an das ’Conrad Höslin Geschäft’. Diese Sozialstiftung bestand bis zum Ende der Reichsstadtzeit und ging 1808 im Protestantischen Studienfonds auf. Der dritte Bruder Ulrich (I) kam nur auf ein Anschlagvermögen von 1200 fl (1413; 133. Stelle). Erfolgreich war von seinen Söhnen nur der im Handel mit der Steiermark engagierte, weberzünftige Johann (II, † 1442/43), der 1441 ein Anschlagvermögen von 2313 fl (92. Stelle) versteuerte. Da kinderlos, stiftete auch er für wohltätige Zwecke: Allein das Spital erhielt von den Geschäftspflegern 600 fl. Die nächste Generation stellte wieder einen bedeutenden Kaufmann. Sein Neffe Georg Höslin († 1470/71) dürfte sich, da er nur ein minimales Erbe erhielt, als Handelsdiener hochgearbeitet haben. Seit ca. 1461 ist er als Teilhaber der damals in Landsberg ansässigen Ulrich-Arzt-Gesellschaft fassbar. Auch sein spätgeborener Sohn Lukas dürfte als Kaufmann tätig gewesen sein: Er oder ein gleichnamiger Sohn erscheint 1544 als Mitglied der Kaufleutestube.

Literatur:

Helene Burger, Das evangelische Wesensarchiv in Augsburg, 1941, 135

Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert 5, 138

Franz Bastian, Das Runtingerbuch 1383-1407 1, 1944

Die Leibdingbücher der Freien Reichsstadt Augsburg 1330-1500, 1958, 218, 230

Rolf Kießling, Bürgerliche Gesellschaft und Kirche in Augsburg im Spätmittelalter, 1971, 107, 220, 258

Fritz Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396-1521, 1995, München Diss. 1983, 143, Anh. 42-45.