Hinterglasmalerei

Autor: Ulrich Kirstein

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Augsburg war im 18. Jahrhundert das Zentrum der Hinterglasmalerei schlechthin. Seit 1685 durch ein Gesuch Abraham Sedelmayrs um Erteilung der Glasmalergerechtigkeit nachweisbar, waren die Glasmaler seit 1693, einmalig in Europa, zünftisch organisiert. Den gewerblichen Höhepunkt bildete die Zeit 1770-1800 mit zeitweise über 13 Meistern. Ein seitenverkehrter Riss, meist aus der reichen Augsburger Produktion von Andachtsbildern, bildete die Unterlage für den Malvorgang. Die Augsburger Glasmaler arbeiteten in Werkstattgemeinschaften, ihre Bilder wurden durch Verleger, die das benö­tigte Material lieferten, bis nach Spanien, Portugal und Südamerika vertrieben. Bedeutendster Vertreter war Johann Wolfgang Baumgartner; daneben seien I. Baur, A. Bersamter und T. B. Lederer genannt. Typisch für den Stil ist eine ’Augsburger Farbhaltung’, in der Blau und Silber, bräunliche und lachsrote Töne vorherrschen. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Hinterglasmalerei in Augsburg eingestellt, einzelne Meister arbeiteten bis in die 1820er Jahre. Von der Hinterglasmalerei zu unterscheiden ist die Glasmalerei.

Literatur:

Gislind M. Ritz, Bürgerlich-handwerkliche Hinterglasmalerei in Augsburg, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1964, 47-75

Dies., Hinterglasmalerei, 1972

Udo Dammert, Hinterglasmalerei in Augsburg, in: Im Glanz des Schwäbischen Kunsthandwerks 1, 1985, 99-112

Lydia L. Dewiel, Hinterglasmalerei in Bayern, 1986, 19-48

Frieder Ryser, Baumgartner, Bodenehr, Bisle. Die Augsburger Hinterglasmalerei des 18. Jahrhunderts, in: Glas, Glanz, Farbe, 1997, 121-123.