Gassner

Kaufmannsfamilie

Autor: Dr. Peter Geffcken

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1434 bis Ende des 16. Jahrhunderts in Augsburg nachweisbar; Herrenstube (Wappenzyklus 1457). Der ab 1434 in den Steuerbüchern fassbare Konrad (I, † 1465/66) vertrat 1454-55 die Salzfertigerzunft im Großen Rat. Seine Zugehörigkeit zur Salzfertigergesellschaft (1463) belegt Beteiligung am Salzhandel. Der rasche Anstieg seines Anschlagvermögens von 192 fl (1434) auf 3360 fl (1448; 60. Stelle) ist aber ein deutliches Indiz dafür, dass er sich auch in anderen Bereichen engagierte. Durch seine zweite Ehe (um 1455?) mit Veronika, einer Verwandten der Rudolf, gelangte er auf die Herrenstube, nicht aber seine Kinder erster Ehe. Der älteste Sohn Leonhard Gassner († nach 1498?) erscheint 1454 in den Steuerbüchern, Mitte der 1460er Jahre folgen Markus († nach 1472), Matthäus († 1472/74) und Jakob (I, †?1502). Aus der zweiten Ehe stammt Lukas Gassner (* um 1455/60, † 1524), der bedeutendste Kaufmann der Familie. 1466 waren ihm als Erbe rund 600 fl zugefallen, die er fast unverändert bis 1491 versteuerte, allerdings nie persönlich; die Zahlungen für den ständig abwesenden Lukas leistete bis 1495 sein Verwandter Anton Rudolf. Erst als er 1498 die Tochter Jakob Rehlingers geheiratet hatte, werden seine Aktivitäten greifbar. Ab 1502 erscheint er mit Hans Baumgartner als Gewerke in Schwaz, kurz darauf auch als Teilhaber von dessen Handelsgesellschaft. Beide wurden 1502, nach dem Tod Georg Gossembrots, mit der Leitung der Tiroler Finanzverwaltung betraut. Allein aus Geschäftsgewinnen stieg sein Anschlagvermögen von 6000 fl 1498 auf 48.850 fl im Jahr 1522. Das Erbe fiel über die Tochter Veronika zuerst an Ulrich Fugger d. J. und dann an deren zweiten Mann Lukas (I) von Stetten. Von seinen Stiefbrüdern erlangte nur Jakob (I) Bedeutung. Der wohlhabende Salzfertiger war Mitglied der Kaufleutestube. Seit 1476 im Großen Rat, 1492 Zunftmeister; als Siegler zählte er zeitweise zum engeren Führungszirkel. Sein Sohn Philipp Gassner († 1530) gelangte durch Heirat mit der Höchstetter-Enkelin Barbara Loy (Löw) 1506 auf die Herrenstube. Vertrat seit 1514 die Salzfertigerzunft im Großen Rat, ab 1526 im Rat. 1515-1520 als Teilhaber der Höchstetter-Gesellschaft bezeugt. Sein Sohn Lukas (III, † nach 1575), zunächst Handelsdiener der Nürnberger Welser (1541), dann der Haug-Linck-Langnauer (1549-1557), machte sich um 1560 mit seinem Neffen Joachim (II, † nach 1575) selbstständig, ging aber noch vor 1575 in Konkurs.

Literatur:

Jakob Strieder, Zur Genesis des modernen Kapitalismus. Forschungen zur Entstehung der großen bürgerlichen Kapitalvermögen am Ausgange des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit, zunächst in Augsburg, 21935, 194-196

Eduard Zimmermann, Augsburger Zeichen und Wappen, 1970, 3457

Fritz Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396-1521, 1995, München Diss. 1983, 142, Anh. 89-214

Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts, 1996, 175-177.