Freyer

Christian Friedrich, * 25.8.1794 Wassertrüdingen (Mittelfranken), † 10.11.1885 Augsburg, Entomologe (Lepidopterologe), Kupferstecher

Autor: Dr. Eberhard Pfeuffer

Stand/Quelle/Datum: 11.8.2010

  • Sohn eines königlichen Polizeibeamten. 1819 Übersiedelung nach Augsburg, wo er zunächst im städtischen Dienst als Aktuar und später als Stiftungskassier angestellt war. Arbeitete sich als Autodidakt in die Schmetterlingskunde (Lepidopterologie) ein. Ausschlaggebend für seinen wissenschaftlichen Werdegang war sicher die Bekanntschaft mit Jacob Hübner, ebenso die damals sehr artenreiche Umgebung Augsburgs und nicht zuletzt ein Netzwerk mit in- und ausländischen Lepidopterologen, das sich Freyer selbst aufgebaut hatte. Freyers wichtigste Werke sind: ‚Beiträge zur Geschichte europäischer Schmetterlinge mit Abbildungen nach der Natur’ (1828-1830; 24 Hefte mit 144 kolorierten Kupfertafeln mit 200 Abbildungen verschiedener Falter), ‚Neuere Beiträge zur Schmetterlingskunde mit Abbildungen nach der Natur’ (1833-1858; 7 Bände mit 700 kolorierten Kupfertafeln, auf denen 1271 Falter, ihre Raupen auf der „Nahrungspflanze“ sowie ihre Puppen abgebildet sind), ‚Die schädlichsten Schmetterlinge Deutschlands für Forstmänner, Lehrer, Oekonomen, Gartenbesitzer und Volks-Schulen’ (1839; mit 12 kolorierten Kupfertafeln), ‚Die Falter in der Umgebung des kgl. Lustschlosses Hohenschwangau’ (1858; Auflistung von 60 Tagfaltern und 166 Nachtfaltern; 11. Bericht des Naturhistorischen Vereins in Augsburg), ‚Die Falter um Augsburg’ (1860; Auflistung von 102 Tagfaltern und 989 Nachtfaltern mit Orts- und Zeitangabe des Fundes; 13. Bericht des Naturhistorischen Vereins in Augsburg). Freyer gilt nach Jacob Hübner als bedeutendster Lepidopterologe Augsburgs und als einer der renommierten Entomologen des 19. Jahrhunderts. Er hat wesentliche und bis heute gültige Forschungsschwerpunkte gesetzt, vor allem bezüglich der Präimaginalstadien (Ei, Raupe und Puppe). Zudem war es ihm sehr wichtig, „Anfänger und Dilettanten“ für die Lepidopterologie zu gewinnen und einem breiten Personenkreis verständliche und erschwingliche Fachliteratur zu liefern. In diesem Sinne sind seine Abbildungen, die zu den letzten bedeutenden Kupferstichen Augsburgs zählen, zu verstehen. Er bildete jeden Falter mit Ei, Raupe, zugehöriger Futterpflanze und Puppe möglichst auf einer Tafel ab und arbeitete die für die Bestimmung wichtigen Merkmale besonders heraus. Als Mitglied des Naturhistorischen Vereins in Augsburg und überregional bekannter Sammler baute Freyer die Schmetterlingssammlung des Naturwissenschaftlichen Museums in Augsburg auf. Diese zählte bis zu ihrer Vernichtung durch Bombenangriff am 25./26. Februar 1944 zu den bedeutendsten in Süddeutschland.

Literatur:

Emil Wurzinger, Nekrolog Christian Friedrich Freyer, in: Bericht des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben und Neuburg 29 (1887), LXIII-XLVI

Eberhard Pfeuffer, Zur Schmetterlingssammlung von Christian Friedrich Freyer (1794-1885) im Jura-Museum Eichstätt, in: Archaeopteryx 18 (2000), 67-73

Alain Olivier, Christian Friedrich Freyer’s „Neuere Beiträge zur Schmetterlingskunde mit Abbildungen nach der Natur“. An analysis with new data on its publication dates, in: Beiträge Entomologie 50 (2000), 407-486

Eberhard Pfeuffer, Christian Friedrich Freyer, in: Frühe Augsburger Naturforscher und ihre Bilder, 2003, 114-131

Ders.: Christian Friedrich Freyers Bedeutung als Lepidopterologe am Beispiel seiner Lycaeniden, in: Berichte des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben 110 (2006), 2-21

Edith Seidel/Helmut Zäh, Die zeitgenössischen Biographien des Augsburger Schmetterlingsforschers Jacob Hübner (1761-1826) von Carl Geyer, Joseph von Ahorner und Christian Freyer, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 101 (2007), 189-218.