Fesenmaier
Autor: Dr. Hannelore Müller
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- Mehrere Goldschmiede und Silberhändler dieses Namens sind vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zum frühen 18. Jahrhundert in Augsburg nachweisbar, eine lückenlose Klärung der vermutlich bestehenden Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den aus Kempten und aus Neresheim eingewanderten katholischen Namensträgern steht aus.
- 1) Bartholomäus, * Kempten, † 1597 Augsburg, Silberhändler. Mitglied des Großen Rats. 1572-1593 einer der ständigen Lieferanten des bayerischen Hofs. Erhielt 1584/85 aus Wien Zahlungen für nach Innsbruck übersandte Geschirre. 1594 erwarb der Salzburger Erzbischof Wolfdietrich von Raitenau 12 Kredenzen (heute Florenz, Palazzo Pitti).
- 2) Hans, * um 1570 Kempten, † 1613 Augsburg, Goldschmied. Mitglied des Großen Rats. 1583 erstmals als Lehrjunge des Martin (I) Lautermann in Augsburg erwähnt. Tritt 1602 als Goldschmiedemeister der Malerzunft bei, was wohl durch seine Heirat mit der Tochter des Bildhauers Hans Gemelich zu erklären ist. Seine Werke sind äußerst selten.
- 3) Hans Christoph (II, Fesenmair), * 1587 Neresheim, † 25.4.1664 Augsburg, Goldarbeiter. Seit 1609 in Augsburg nachweisbar, Meisterrecht 1618, mehrmals Vorgeher der Zunft und Geschaumeister. Mitglied des Großen und 1638/39 des Kleinen Rats, zeitweise Bürgermeister. Einer der wichtigsten Goldschmiede in Augsburg im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts. Schuf kirchliche und weltliche Prunkstücke. Zu seinen Auftraggebern zählten u. a. Domkapitel und Reichsstadt Augsburg, der kaiserliche Hof in Wien (1648) und die erzherzogliche Kammer in Innsbruck. In Süddeutschland finden sich Werke von ihm in Landsberg, Laufen und Salem. Einen goldenen, mit leuchtendem Tiefstichemail geschmückten Kelch (1642) bewahrt die Piaristenkirche in Klausenburg (Cluj, Rumänien).
- 4) Georg Wilhelm, * Neresheim, † 1672 Augsburg, Goldschmied. Nach Lehrjahren und Wanderschaft, die ihn lange nach Italien führte, 1639 Bürger- und Meisterrecht in Augsburg; mehrmals Vorgeher der Zunft und Geschaumeister, Mitglied des Großen und des Kleinen Rats. Vielbeschäftiger Meister; schuf sowohl katholisches Kirchengerät wie profane Werke. Insbesondere plastische Werke, wie figurenbekrönte Reliquiare (u. a. in Ellwangen) oder bildhafte Reliefs (z. B. mythologische Darstellungen von Schalenböden), waren seine bevorzugten Meisterleistungen.
- 5) Hans Franz, * 1640 Augsburg, † 1692 Augsburg, Goldschmied, Silberhändler. Sohn von 4). Geschaumeister und Vorgeher der Zunft, Mitglied des Großen und des Kleinen Rats. Vielbeschäftigter Meister; schuf vor allem katholisches Kirchengerät. Seine häufig mit Edelsteinen, Perlen und bunten Emails geschmückten Werke finden sich in St. Ulrich und Afra (Kelch, um 1680), im gesamten süddeutschen Raum (u. a. im Passauer Dom eine Prunkmonstranz, um 1680) und in Österreich (zwei Kelche im Salzburger Dom, um 1680). Seltener sind Silberplastiken seiner Hand.
- 6) Joseph Wolfgang, * 1680 Augsburg, † 1721 Augsburg, Goldschmied, Silberhändler. Sohn von 5). 1706 Meisterrecht und Übernahme der nach dem Tod des Vaters von seiner Mutter weiterbetriebenen Werkstatt; wie dieser spezialisiert auf katholisches Kirchengerät. Die für St. Ulrich und Afra geschaffene Prunkmonstranz zum Jubiläum von 1712 bewahrt heute das Praemonstratenserstift Speinshart (Oberpfalz). Eine erhaltene Rechnungscopia (Dillingen, Fugger-Archiv) für die Monstranz in Welden sichert sein Merkzeichen.
Literatur:
(1) Berndt Ph. Baader, Der bayerische Renaissancehof Herzog Wilhelms V., 1943, 263
Helmut Seling, Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529-1868 3, 1980, Nr. 2810
Herbert Haupt, Das Reichspfennigmeisteramt und andere neue Quellen zur rudolfinischen Kunst in Wiener Archiven, in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien 82/83 (1986/87), 266.
(2) Helmut Seling, Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529-1868 3, 1980, Nr. 1154.
(3) Ebenda, Nr. 1318
Mathias Klein, Hans Christoph (II) Fesenmaier in Landsberg/Lech, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 80 (1986/87), 93-108.
(4) Helmut Seling, Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529-1868 3, 1980, Nr. 1496.
(5) Ebenda 2, 1980, Nr. 1702, 1702*
Hannelore Müller, Anmerkungen zu einigen Augsburger Werken im Kirchenschatz von St. Georg in Dinkelsbühl, in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 22 (1988), 176-185.
(6) Helmut Seling, Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529-1868 3, 1980, Nr. 1992.