Feichtmayr

(Faichmair, Faichtmair, Feichtmeier, Feuchtmair etc.)

Autoren: Ulrich Kirstein (1-2, 4) , Dr. UweGerd Schatz (3)

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Weitverzweigte Wessobrunner Bildhauer- und Stuckatorenfamilie, überwiegend in Süddeutschland, Tirol und der Schweiz tätig. Drei Brü­der, nach neuesten Erkenntnissen die Söhne von Michael (II) Feichtmayr, ließen sich in Augsburg nieder.
  • 1) Johann Michael (III), * 17.10.1696 Wessobrunn-Haid, † 4.6.1772 Augsburg, Stuckateur, Stuckplastiker, Ornamentstecher. Lehre beim Vater, danach in Augsburg, seit 1722 Lernknecht bei Georg Paulus. Zusammen mit seinem Bruder 2) Mitarbeit an der Stuckierung von St. Magdalena (1722/24), 1725 aus der Lehre freigesprochen. 1740 Hausbesitzer in der Kapuzinergasse B 144. In Zusammenarbeit mit Architekten wie Balthasar Neumann und Johann Michael Fischer entwickelte er sich zum vielleicht bedeutendsten Stuckateur und Altarbauer des süddeutschen Rokoko. In Augsburg werden ihm auch die Stuckaturen in St. Antonius (um 1745), im Kleinen Goldenen Saal (1765) und der Entwurf für die Stuckdekoration von St. Anna (1747/49) zugeschrieben; nach seinen Entwürfen erschienen in Augsburg drei Kupferstichfolgen von Rocaillekartuschen.
  • 2) Franz Xaver (I), getauft 11.8.1698 Wessobrunn-Haid, † vor 21.8.1763 Augsburg, Stuckateur, Ornamentstecher, Altarbauer. Erste Ausbildung wohl beim Vater, 1721-1724 beim Augsburger Stadtmaurer- und Werkmeister Georg Paulus. Zusammen mit seinem Bruder 1) Mitarbeit an der Stuckierung von St. Magdalena (1721/24). 1727 Hausbesitzer und Eigentümer einer Gips- und Farbenhandlung in Augsburg. Als Stuckateur vor allem in Kirchen Schwabens, Oberbayerns und Tirols tätig (Dießen, Rott/Inn, Stams, Sterzing etc.), oft in Zusammenarbeit mit dem Freskanten Matthäus Günther. Neben seinem Bruder 1) bedeutendster Stuckateur Augsburgs in der Mitte des 18. Jahrhunderts im Stil des frühen Rokoko. Schuf u. a. den Stuck für St. Stephan (1757, 1944 zerstört) und in St. Ulrich und Afra die Stuckmarmorrahmung des Innsbrucker Maria-Hilf-Bildes.
  • 3) Anton (II, auch Franz Anton), getauft 20.8.1700 Wessobrunn, † ebenda, Stuckateur. Als Stuckateur stets Mitarbeiter seiner berühmten Brüder 1) und 2). 1721-1724 Lernknecht bei Georg Paulus. Erste fassbare Arbeiten in Ehingen (Pfarrkirche und Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau, 1719/20). Hauptwerk: Stuckierung von St. Magdalena in Augsburg (1721/24). 1733/34 Stuckierung der Kirche des Deutschordenshauses in Sterzing (Südtirol). Vertrat die ’Wessobrunner Régence’, die das abstrakte Bandelwerk mit naturalistischen Pflanzenformen durchdringt.
  • 4) Franz Xaver (II), * 17.10.1735 Augsburg, † 6.1.1803 München, Stuckateur, Bildhauer, Ornamentstecher. Nach erster Ausbildung bei seinem Vater 1) ab 1752 am Münchener Hof bei Johann Baptist Zimmermann tätig. Bewarb sich 1758 vergeblich um die Stelle des Hofstuckateurs, die mit Zimmermanns Sohn besetzt wurde, wofür er als Ausgleich die Mehrzahl der Aufträge erhielt. Seit 1774 ’Grottenmeister’. Gründete 1766 eine private Zeichenschule, die 1770 durch Kurfürst Max III. Joseph zur (ersten) öffentlichen Kunstschule erhoben wurde. Restaurierte seit 1769 auch ältere Stuckaturen. Aufgrund desolater Auftragslage beantragte er 1797 die Kramergerechtigkeit, starb jedoch vor deren Erteilung. Stark beeinflusst vom Münchener Rokoko Johann Baptist Zimmermanns, wandte er sich etwa ab 1770 in der Ornamentik dem Frühklassizismus zu, blieb als Bildhauer jedoch immer im Rokoko verwurzelt. In Augsburg tätig u. a. am Gignouxhaus und im Festsaal des Schaezler-Palais.

Literatur:

Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler 11, 1915, 351-353

Neue deutsche Biographie 5, 1961, 52-54

Hugo Schnell / Uta Schedler, Lexikon der Wessobrunner Künstler und Handwerker, 1988, 70-102

Ralf Scharnagl, Der Wessobrunner Stukkateur Johann Michael II Feichtmayr, 1993.

Johann Michael Feichtmayr: Stuckentwurf für St. Anna