Fayencen

Autor: Dr. Hannelore Müller

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Fayencen, auch Majolika genannt, sind zinnglasierte Töpferwaren. Die nach dem ersten Brand des ausgeformten Gegenstands aufgebrachte Glasur wird durch ihren Zinnanteil im zweiten Brand undurchsichtig ’deckend’. Dadurch erhalten Fayencen ein dem Porzellan verwandtes Aussehen. Der Dekor kann durch Scharffeuerfarben, Muffelmalerei oder Kaltbemalung erfolgen. Während Scharffeuerfarben vor dem Glasurbrand aufgetragen werden, geschieht die palettenreichere Muffelmalerei erst danach, ein dritter Brand ist bei niedrigen Temperaturen im Muffelofen erforderlich. Kaltmalerei ist Bemalung mit Öl- oder Lackfarben auf die gargebrannte Glasur. Die große Verbreitung des Porzellans im 18. Jahrhundert führte allenthalben zur Gründung neuer keramischer Betriebe, die allerdings wegen mangelnder Rohstoffe und Fabrikationskenntnisse nur Fayencen herstellen konnten. In Augsburg kam es zur Errichtung mehrerer kurzlebiger Betriebe. Auf dem Gartengelände vor dem Schwibbogentor entstand gegen 1735 die Manufaktur des Chemikers Johann Caspar Schaur, die im März 1752 an den Bankier Christian Georg Köpf verpachtet war. In dieses Unternehmen trat 1753 Joseph Hackl ein, der bis zur Schließung der fürstbischöflichen Fayencemanufaktur Göggingen 1752 dort als Fabrikant tätig gewesen war. Die Nachfolge des Köpf-Hackl'schen Betriebs dürfte die kurfürstlich bayerische Manufaktur in Friedberg angetreten haben. Hergestellt wurden in allen Fabriken vor allem Geschirre (Enghals-, Walzenkrüge, Teller und Platten) und häusliche Gebrauchsutensilien (Tintenzeuge, Leuchter, Lavabo-Garnituren) in schöner, oft eleganter und funktionstüchtiger Formgebung. In der sehr dekorativen Blau- und der bunten Scharffeuerbemalung wurden chinesische Blumenarrangements (Blumensumpf) bevorzugt.

Literatur:

Konrad Hüseler, Deutsche Fayencen 2, 1958, 57

Hannelore Müller, Augsburger Fayernce-Manufakturen, in: Keramos 53/54 (1971), 57-76

Michael Koch, Fayencen, in: Im Glanz des schwäbischen Kunsthandwerks 1, 1985, 51-53, 57 f.