Eingemeindungen

Autoren: Dr. Heinz Münzenrieder, Dr. Josef Mančal

Stand/Quelle/Datum: 15.10.2009

  • Im Gegensatz zu anderen Großstädten bemühte sich Augsburg im 19. Jahrhundert wegen der damit einhergehenden finanziellen Risiken nicht um territoriale Ausweitungen. Auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand die Stadt den von wirtschaftlicher Not getragenen Eingemeindungswünschen von sechs Vorortgemeinden anfänglich passiv gegenüber. Nach langwierigen Verhandlungen wurden dann jedoch zum 1.7.1910 die Meringerau (zum gleichen Zeitpunkt in Siebenbrunn umbenannt; 450 Einwohner, 954 ha), zum 1.1.1911 Oberhausen (9600 E., 863 ha) und Pfersee (10.928 E., 349 ha), zum 1.1.1913 Lechhausen (19.055 E., 2794 ha) und Hochzoll (1890 E., 434 ha) und zum 1.4.1916 Kriegshaber (4764 E., 302 ha) Augsburg zugeordnet. Die Einwohnerzahl der Stadt stieg hierdurch von 102.037 auf 148.725. Durch die Erweiterung der Stadtfläche um 5696 ha auf 7882 ha war Augsburg – vor der Bildung von Groß-Berlin – flächenmäßig größer als die Reichshauptstadt. Insbesondere hatte die Stadt nunmehr ihre Jahrhunderte währende ostwärtige Einengung durch den Lech überwunden. Auch erhielt sie die Hoheit über ihre bislang zum Gemeindegebiet Meringerau gehörenden Trinkwasserbrunnen. Ferner wurde der Stadt 1922 zunächst teilweise und 1926 dann vollständig der ausmärkische (d. h. keiner Gemeinde zugehörige) Forstbezirk Meringerau zugeordnet. Hierdurch wuchs das städtische Territorium schließlich auf 8618 ha an. Die völlig überzogenen, aber schon weit fortgeschrittenen Eingemeindungspläne der NS-Stadtverwaltung von 1938 kamen durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nicht zum Tragen. Damals sollten Haunstetten, Göggingen, Leitershofen, Stadtbergen, Deuringen, Steppach, Westheim und Neusäß sowie Teile von Friedberg und Gersthofen Augsburg eingegliedert werden.

    Zum 1.7.1972 wurden im Rahmen der Landkreis-Gebietsreform die Städte Haunstetten (22.733 E., 1347 ha) und Göggingen (15.670 E., 1358 ha) sowie die Gemeinden Inningen (3008 E., 1353 ha) und Bergheim (1603 E., 2036 ha) gegen ihren eindeutigen Willen nach Augsburg eingemeindet. Die Eingliederung Bergheims wurde zwar vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof verworfen, die Gemeinde schloss sich jedoch schließlich freiwillig Augsburg an, da eine isolierte Selbstständigkeit (ohne Göggingen und Inningen) für nicht erstrebenswert erachtet wurde. Die Eingemeindungen der 1970er Jahre brachten der Stadt die lang ersehnten Entwicklungsmöglichkeiten nach Süden. Wichtige Infrastrukturprojekte konnten nun verwirklicht werden, so etwa die Universität, das Staatsarchiv, das Messezentrum, das Bayerische Landesamt für Umwelt und in jüngster Zeit die Impuls-Arena sowie neue Wohngebiete und Gewerbeansiedlungen. Allerdings führten diese Eingemeindungen neben unbestreitbaren stadtentwicklungsbezogenen und verwaltungstechnischen Vorteilen auch zu Demokratiedefiziten und zu einem Verlust an bürgerschaftlichem Engagement vor Ort. Insgesamt gingen die territorialen Veränderungen des Jahres 1972 mit einer Bevölkerungszunahme von 43.014 Personen sowie einer Flächenmehrung um 6094 ha einher. Bevölkerungs- und Flächenstand betrugen damit 257.029 Einwohner und 14.614 ha. Nach der Landkreis-Gebietsreform von 1972 erfolgten keine wesentlichen territorialen Veränderungen mehr. Lediglich 1978 wurde im Rahmen der Gemeinde-Gebietsreform die St. Anton-Siedlung (1054 Einwohner, 32 ha) Augsburg zugeordnet. Außerdem wurden in den Bereichen Kläranlage, Klinikum, Postfrachtzentrum, Kasernenareale und Schafweide-Siedlung kleinere Gebietstausche vorgenommen. Bevölkerungs- und Flächenstand betragen aktuell 263.313 Einwohner und 14.685 ha.

Literatur:

Adolf Wiedemann, Augsburgs Eingemeindungen und ihre Folgen, Diss. Würzburg 1922

Angelika Poth-Mögele, Die Auswirkungen der Gemeindegebietsreform auf den Wirtschaftsraum Augsburg, in: Gemeinde- und Gebietsreform in Bayern, 1986, 219-228

Heinz Münzenrieder, Die Kreisgebietsreform 1972 in Bayern unter besonderer Betrachtung der Eingemeindungen nach Augsburg, Diss. Augsburg 1993

Statistisches Jahrbuch der Stadt Augsburg, 2008.