Eichamt Augsburg

(Weddigenstraße 30)

Autoren: Dr. Peter Geffcken (1) , Dr. Gerhard Hetzer (2)

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1) Die Normierung von Maßen und Gewichten war ein wichtiges Element städtischer Wirtschaftspolitik. Eine stö­rungsfreie Abwicklung von Geschäften setzte allerdings ständige Kontrollen voraus. Nach dem Stadtrecht von 1276 hatte der Burggraf jährlich im Beisein von vier Ratsherren und nach den städtischen Normmaßen alle Getränkemaße zu prüfen; obwohl nicht ausdrücklich erwähnt, darf Gleiches für die Kornmaße unterstellt werden. Gewichte (’geloete’) wurden mit dem Normgewicht des Münzmeisters überprüft und – wenn korrekt – von diesem mit dem ’Helblingeisen’ gekennzeichnet. Ebenfalls im Beisein von vier Ratsherren hatte der Vogt jährlich nach falschen Gewichten zu suchen. Außerdem erwähnt das Stadtrecht das Eichen von Fässern. Im 15. Jahrhundert lag die Aufsicht über Maße und Gewichte bei der Stadt. 1424 erließ der Rat eine Satzung mit umfassenden Regelungen für das Eichwesen.
  • 2) Die gedruckten Augsburger Eichordnungen von 1551 und 1554 zählen zu den frühesten Zeugnissen ihrer Art in Süddeutschland. 1558 ersetzte ein Neubau unterhalb des Perlachs den früheren Eichstadel. 1613 wurde neben einem neuen Eichstadel (Lit. A 431) von Elias Holl die ’Stadteicht’ bei St. Ursula (A 435) errichtet. Dieses Gebäude diente bis zu seinem Abbruch 1928 als städtische bzw. staatliche Eichmeisterei. Als Prüfzeichen war der Pyr, ab 1806 die bayerische Raute in Verwendung. Nach Zugehörigkeit zur königlichen Polizeidirektion 1806-1818 blieb der Eichmeisterdienst bis 1912 im Bereich der städtischen Polizeiverwaltung.

    1870 Bildung von zwei sog. Verifikatoren-Bezirken für die Stadt Augsburg sowie die Bezirksämter Augsburg und Zusmarshausen (Sitz Zusmarshausen), die der königlichen Normal-Eichungskommission in München unterstellt wurden. 1883 Einführung der Bezeichnung Eichamt. Durch Behördenreformen 1938/39 (u. a. Aufhebung des Eichamts Zusmarshausen) vergrößerte sich die Zuständigkeit des Amtes Augsburg um die Landkreise Aichach, Augsburg, Friedberg und Schwabmünchen; weitere Zuwächse 1953 (Landkreis Wertingen), 1959 (Landkreise Dillingen, Günzburg, Illertissen, Krumbach, Neu-Ulm) und 1973 (Landkreis Landsberg). Nach provisorischer Unterbringung 1960 Bezug des ehemaligen Artillerie-Depots (Gögginger Straße). 1994 Neubau in Haunstetten-Nord.

Literatur:

Das Stadtbuch von Augsburg insbesondere das Stadtrecht vom Jahre 1276, 1872, 50, 131 f., 193

Regierungsblatt für das Königreich Bayern 1870, 521-524

MABl 1883, 273

RAnz 1938, 125

1939, 204 f.

Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt 1973, 278

Augsburger Allgemeine, 19.10.1994

Eichamt Augsburg, 1994.