Domprediger
Autor: Dr. Günter Hägele
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- Nachdem die Predigt an der Bischofskirche bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts an den Bischof und sein Domkapitel gebunden war, wurden seit Anfang des 15. Jahrhunderts eigene Domprädikaturen gestiftet (Speyer 1410, Bamberg 1415, Würzburg 1419). Am Augsburger Dom wurde eine eigene Prädikatur erst kurz vor der Reformation 1505 errichtet; es war dies eine Initiative Bischof Friedrichs von Zollern, der dafür bereits 1488 Johann Geiler von Kaysersberg zu gewinnen versucht hatte. Als Qualifikationsmerkmal wurde die theologische Promotion gefordert. Zu predigen war nachmittags an allen Sonn- und Feiertagen sowie in der Advents- und Fastenzeit in der Johanneskirche (Dompfarrei), seit 1658 im Dom selbst. Hinzu kamen anfangs theologische ’Vorlesungen’, die in Ermangelung einer Universität die Weiterbildung des Diözesanklerus im Bistum zum Ziel hatten. In Augsburg wurden im 16. Jahrhundert nur hochgebildete Akademiker berufen: Johannes Oecolampad (1518-1520), Urban Rhegius (1520-1521), Matthias Kretz (1521-1531), Johann Fabri (1548-1558), Petrus Canisius (1559-1566). Seit 1558 kam der Domprediger aus den Reihen der Domherren. Seit dem 17. Jahrhundert gab es neben dem Nachmittagsprediger einen Vormittagsprediger. Weitere bekannte Domprediger waren Franz Xaver Pfyffer (1722-1750), Franz Neumayr (1753-1763), Franz Xaver Hartmann (1912-1922) und Joseph Kumpfmüller (1908-1917).
Literatur:
Franz Falk, Dom- und Hofpredigerstellen in Deutschland im Ausgange des Mittelalters, in: Historisch-politische Blätter 88 (1881), 88-91
Joachim Seiler, Das Augsburger Domkapitel vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisation, 1989, 159-167
Alois Schmid, Anfänge der Domprädikaturen in den deutschsprachigen Diözesen, in: Römische Quartalschrift 89 (1994), 78-110
Thomas Groll, Das neue Augsburger Domkapitel, 1996, 275 f.