Cramer
Ernst (eigentlich Kramer), * 28.1.1913 Augsburg, † 19.1.2010 Berlin, Publizist, Ehrenbürger
Autor: Dr. Heinz Münzenrieder
Stand/Quelle/Datum: 14.02.2011
- Sohn einer alteingesessenen jüdischen Familie in Augsburg. Sein Vater Martin Kramer führte ein Tabakwarengeschäft und gründete zusammen mit Bertold Brecht und anderen 1922 die Literarische Gesellschaft Augsburg. Die Eltern und ein Bruder wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Er selbst konnte noch nach einer mehrwöchigen Internierung im KZ Buchenwald 1939 in die USA emigrieren. Dort nach Studium u. a. an der Stanford University Eintritt in die Army. 1945 als Offizier und amerikanischer Staatsbürger Rückkehr nach Deutschland. Beginn eines Maßstäbe setzenden journalistischen Wirkens: 1948-1954 stellvertretender Chefredakteur der „Neuen Zeitung“ in München. 1954 Eintritt in das Deutschland-Büro in Frankfurt der international tätigen Nachrichtenagentur „United Press“. 1958 Beginn seiner Tätigkeit im Berliner Axel-Springer-Verlag. Dort u. a. stellvertretender Chefredakteur der Zeitung „Die Welt“. Bis zum Tod von Axel Springer (1985) galt er als dessen engster politischer und publizistischer Mitarbeiter und Berater. 1981-1993 Herausgeber der „Welt am Sonntag“. 1983-1999 Mitglied des Aufsichtsrats des Springer-Verlages sowie ab 1981 Vorsitzender des Vorstands der Axel-Springer-Stiftung. Als Wegbegleiter Sebastian Haffners schrieb er regelmäßig Beiträge für „Die Welt am Sonntag“ und „Die Welt“ sowie für andere Publikationen des Springer-Verlages.
Ernst Cramers publizistisches und politisches Bestreben war stets auf die Versöhnung zwischen Israel und Deutschland bzw. zwischen Juden und Christen gerichtet. Als wegweisender Publizist hat er sich besonders um eine freie und demokratische Presse in Deutschland verdient gemacht. Zahlreiche Ehrungen zeichneten ihn für sein von Frieden und Aussöhnung geprägtes Lebenswerk aus. Er ist Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband, der Verdienstorden des Freistaates Bayern und des Landes Berlin, der Leo-Baeck-Medaille und des Heinz-Galinski-Preises. Die Stadt Augsburg ehrte ihn mit der Ehrenbürgerschaft (2003); außerdem war er Akademischer Ehrenbürger der Universität Augsburg (1991). Als dritter Deutscher nach Axel Springer und Heinz Galinski wurde er mit der Ehrendoktorwürde der israelischen Bar-Ilan-Universität ausgezeichnet.
Literatur:
Mariam Lau, Porträt: Hartnäckiges Wohlwollen, in: Die Welt vom 27.1.2006
Stefan Rippler, Alter schützt vor Arbeit nicht: Prof. Dr. h. c. Ernst J. Cramer, in: Augsburger Lebenswege, 2006, 41-44 ( Augsburgerlebenswege)