Breyschuh II

(Preyschuh, Prischuch), Kaufmanns- und Patrizierfamilie

Autoren: Dr. Peter Geffcken, Dr. Elisabeth Wunderle

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1362 (1359?) bis zur 2. Hälfte 16. Jahrhunderts in Augsburg nachweisbar; 1418 kaiserlicher Wappenbrief; Herrenstube (Wappenzyklus 1457); 1538 Aufnahme ins Patriziat. Ab 1362 erscheint Hermann Breyschuh († 1403/04) in den Steuerbüchern als Tochtermann einer ’Jutzensünin’. Trotz gleichen Namens zählt er kaum zur agnatischen Verwandtschaft der Breyschuh (I): Er führte ein abweichendes Wappen und war an ihrem Erbe nicht beteiligt. Wahrscheinlich identisch mit dem 1359 belegten Schwestersohn des alten Ulrich Breyschuh (I), wird er 1371 als Gewandschneider bezeichnet; Erwähnungen als Lodweber (1373-1378) kennzeichnen wohl seine Zunftzugehörigkeit. 1387 werden seine Kinder Thomas und Anna erwähnt. Nach Heirat (1401/02) mit Anna Schmied, der Witwe des Goldschmieds Konrad (II) Peutinger, versteuerte Thomas (I, * um 1370, † 1419/20) anfänglich ein mittleres Anschlagsvermögen (1405: 600 fl; 193. Stelle), wurde aber durch das große Erbe seines Schwiegervaters, des Barchenthändlers Konrad Schmied, einer der reichsten Augsburger Bürger (1418: 7200 fl ; 11. Stelle). Als Kaufmann einige Male in Tirol erwähnt, kurzfristig als Zwölfer der Kaufleutezunft fassbar; im Rat ist er nicht bezeugt. Von Thomas, der vermutlich am 11.11.1417 an einer Konzilssitzung in Konstanz teilnahm, sind zwei Reimpaarreden (1417/18: ’Des Consili Grundvest’, ’Des Consili Schlußred’) überliefert, in denen historische Abläufe in den Hintergrund treten. Eigentliches Anliegen ist das Lob Kaiser Sigismunds, von dem er 1418 (vielleicht als Anerkennung) einen Wappenbrief erhielt. Vor dem Hintergrund dieser Aktivitäten ist es wohl kein Zufall, dass die in seinem Haus aufgewachsenen Stiefkinder Anna und Hans Peutinger ihre Ehepartner in den literarisch interessierten Familien Mülich (1418) und Wahraus (1420) fanden. Seine Witwe Anna stiftete um 1425 ein Seelhaus für vier Frauen. Ihren Söhnen Thomas (II, † 1476/77), Konstantin (I, † 1474/75) und Ulrich († nach 1456), die auf der Herrenstube fassbar sind, hinterließ sie ein reiches Erbe. Wirtschaftlich waren sie aber wenig erfolgreich, bei den jüngeren Familienmitgliedern sind sogar Indizien für sozialen Abstieg erkennbar. Konstantins gleichnamiger Sohn († 1509/10) war nicht mehr Mitglied der Herrenstube, sein Anschlagsvermögen schwankte um 200/300 fl; sein Sohn Konstantin (III) wird 1515 als Student in Wien erwähnt. Thomas’ älterer Sohn Wolfgang (I, † 1524/26) konnte seine ökonomische Situation durch eine reiche Heirat (Ehem) stabilisieren; der jüngere Thomas (III), 1477 in Ingolstadt immatrikuliert, wurde wohl Geistlicher. Wolfgang (II, † 1562) stand 1521-1529 im Dienst der Hoechstetter. 1538 wurde er ins Patriziat aufgenommen, 1549 Mitglied des Großen Rats.

Literatur:

Die historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert 1, 1865, 50

Johannes Lochner, Thomas Prischuchs Gedichte auf das Konzil von Konstanz, 1906

Otto Basler, Das Konzil zu Konstanz im Spiegel deutscher Ereignislieder, in: Das Konzil von Konstanz, 1964, 429-446

Eduard Zimmermann, Augsburger Zeichen und Wappen, 1970, 2033, 4282 f.

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 7, 21989, 842-845

Fritz Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396-1521, 1995, München Diss. 1983, 141, Anh. 10-193

Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts, 1996, 71.