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'Gemain Geschrey' und 'teglich Reden'

Georg Kölderer - ein Augsburger Chronist des konfessionellen Zeitalters

von Benedikt Mauer
ISBN: 978-3-89639-323-4
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Studien zur Geschichte des bayerischen Schwaben, Band 29 (Hrsg. Rolf KIeßling, ab Bd. 45 Gerhard Hetzer)
  • 392 Seiten, Abbildungen: 9, Paperback
  • Format 23,0 x 16,0 cm
  • 1. Auflage
  • Erscheinungsdatum: 11.01.2002


Die Chronik Georg Kölderers (1550?-1607) stellt eine wichtige Quelle zur Erforschung des ausgehenden 16. Jahrhunderts dar. Der Chronist erfuhr durch seine Tätigkeit als Handelsdiener bzw. Handelsschreiber bei dem großen Augsburger Handelshaus Weiß, wie auch aus den sog. Fuggerzeitungen, zahlreiche Neuigkeiten aus dem In- und Ausland. Neben den Flugschriften, Flugblättern und Büchern war für ihn aber auch mit ‚gemain Geschrey' und ‚teglich Reden' das gesprochene Wort von großer Bedeutung. Er ließ sich von zahlreichen Personen über den neuesten Stand der Dinge in Augsburg informieren. Dabei spielten v. a. Religionsfragen in der bikonfessionellen Stadt eine Rolle, wie sie sich im Kalender- und Prädikantenstreit manifestierten. Zudem fanden Diskussionen um Veränderungen im Stadtbild durch die Bauten Elias Holls oder die Durchführung des Brunnenbauprogramms in der Chronik ihren Niederschlag.
Seine berufliche Situation erlaubte es dem Chronisten, weit über den städtischen Tellerrand hinauszublicken. Neben Augsburg war das Reich ein bevorzugtes chronikalisches Thema. Politische Veränderungen, dynastische Querelen, bewaffnete Auseinandersetzungen und die sich aus den konfessionellen Gegensätzen ergebenden Konflikte waren eine Fixierung ebenso wert wie Kometenerscheinungen und Wundergeburten. Besonders bemerkenswert sind die Bilder vom Kaiser und den Reichsinstitutionen: welche Aufgaben, Rechte und Pflichten Kölderer ihnen beimaß, wie er ihre Legitimität definierte.
Ergänzende kulturhistorisch interessante Kommentare sind den Körper-, Krankheits- und Todeserfahrungen, dem Hexenglauben, der Wunderwahrnehmung und der Traumschilderung gewidmet.
Die Chronik Kölderers zeichnet sich im Vergleich mit anderen untersuchten Chroniken der Zeit durch eine überdurchschnittliche Breite der Wahrnehmung und die Erfassung vielfältigster Themen auf hohem Reflexionsniveau aus, was u. a. mit der epochalen Verdichtung des historischen Wandels ihrer Entstehungszeit (1576-1607) zu tun hat.
Die Analyse der Chronik unter dem Blickwinkel eines ‚Ego-Dokuments' führte insbesondere für die angesprochenen Hauptfragen von Konfession und Kommunikation zu vielschichtigen Ergebnissen.
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